Der heutige Lebensstil verursacht viel Energie und Emissionen. Längst ist klar geworden, dass die Quellen der von uns genutzten Ressourcen nicht unendlich fließen. Auch das Studierendenwerk München Oberbayern ist sich der Bedeutsamkeit nachhaltigen Verhaltens für Gegenwart und Zukunft bewusst und leistet seinen Beitrag. Ein Blick in die Hochschulgastronomie und in den Bereich Wohnen zeigt, was das Studierendenwerk für Nachhaltigkeit tut.
Hochschulgastronomie
Bewusst regional und saisonal
Das Studierendenwerk München Oberbayern ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und legt großen Wert auf ein gesundes und nachhaltiges Handeln. Soweit möglich, werden Lebensmittel von Herstellern aus dem Münchner Umland oder der Region Bayern bezogen, um so durch kurze Transportwege der Waren und weniger CO2-Ausstoß der Umwelt etwas Gutes zu tun. Zusätzlich werden dadurch die Produzenten in der Umgebung wirtschaftlich gestärkt. Insbesondere bei saisonalem Obst und Gemüse wird auf kurze Lieferwege geachtet, Spargel wird zum Beispiel seit Jahren aus Schrobenhausen bezogen, einem der Top-Anbaugebiete in Bayern.
Artgerechte Tierhaltung
Als erstes deutsches Studierendenwerk haben wir uns 2020 entschlossen, einen weiteren Schritt für mehr Tierschutz zu gehen und tritt nach Gesprächen mit der Albert Schweitzer Stiftung der Europäischen Masthuhn-Initiative bei. Der Zusammenschluss von 30 renommierten Tierschutzorganisationen hat das Ziel, die Haltung von Masthühnern deutlich zu verbessern. Dabei werden wichtige Tierschutz-Aspekte über die gesetzlichen Anforderungen hinaus umgesetzt, wie beispielsweise eine geringere Dichte bei der Hühnerhaltung, die Reduktion der Überzüchtung sowie das Einhalten der Mindeststandards für Licht und Beschäftigungsmaterial. Das Studierendenwerk München Oberbayern wird die Anforderungen der Europäischen Masthuhn-Initiative bis spätestens 2026 umsetzen.
Bei Fischgerichten legt das Studierendenwerk München Oberbayern ebenfalls großen Wert auf Umweltschutz: Bereits seit 2011 stammen die in den Mensen und StuCafés verwendeten Rohprodukte aus nachhaltiger Herkunft. Dafür hat sich das Studierendenwerk nach dem Rückverfolgbarkeits-Standard des MSC zertifizieren lassen. MSC (Marine Stewardship Council) ist eine gemeinnützige Umweltorganisation, deren Ziel es ist, einen Beitrag zum Erhalt der Fischbestände und der Vielfalt der Meere und damit zum Erhalt des Lebensraums „Meer“ zu leisten.
In allen unseren gastronomischen Einrichtungen verwenden wir ausschließlich Eier aus alternativen Haltungsformen. Dafür wurde das Studierendenwerk München Oberbayern 2011 mit dem Lebensmittel-Tierschutzpreis "Das Goldene Ei" ausgezeichnet. Den Preis verleiht die "Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt" gemeinsam mit der internationalen Tierschutzorganisation "Compassion in World Farming". Seit Juli 2021 beziehen wir unsere Eier ausschließlich in Bio-Qualität.
Bio und fair
Der ökologische Landbau, oft als „Bio“ bezeichnet, ist eine besonders ressourcenschonende und umweltverträgliche Wirtschaftsform. Bio-Nahrungsmittel sind gesund. Bio-Obst und -Gemüse wächst zum Beispiel langsamer als konventionell angebaute Pflanzen und wird ohne den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel hergestellt. Das Ergebnis sind schmackhafte Produkte, die für Flora und Fauna ebenso gut sind wie für unser Gedächtnis und Gehirn. Das Studierendenwerk München Oberbayern verwendet regelmäßig Produkte mit Bio-Siegel, jede Woche werden Bio-Gerichte angeboten. In den Cafébetrieben sind zudem Bio-Milchprodukte erhältlich. Außerdem setzt das Studierendenwerk vermehrt auf faire Produkte. „Um gerechte Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern zu unterstützen, gibt es in all den gastronomischen Einrichtungen des Studierendenwerks ausschließlich fairen Kaffee, Tee und heiße Schokolade. Darüber hinaus auch verschiedene fair produzierte Säfte und Limonaden“, berichtet Ralf Daumann.
Kochen am Puls der Zeit – viel vegan und vegetarisch
Das Bedürfnis nach bewusster Ernährung ist in den letzten Jahren weiter gestiegen. Das Studierendenwerk greift diese gesellschaftlichen Bewegungen auf, deshalb gibt es schon seit 2011 beispielsweise täglich mindestens ein vegetarisches/veganes Gericht in den Mensen. Denn einige unserer Gäste verzichten auf den Genuss von Fleisch oder gänzlich auf tierische Produkte. Die vegane Ernährung verbraucht weniger natürliche Ressourcen als Fleischkonsum, produziert weniger Schadstoffe und Abfall und belastet dadurch insgesamt die Umwelt weniger stark. Zudem werden in den Mensen bei Aktionswochen Ernährungstrends aufgegriffen. So können Studierende für wenig Geld zum Beispiel gesunde „Buddha Bowls“ mit einer ausgewogenen Zusammenstellung an Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinquellen testen oder Gerichte unter dem Motto „Brain Food“ genießen, die mit ihren Inhaltsstoffen für eine gute Gehirnleistung sorgen.
Weniger Müll, mehr Umweltschutz
To-Go-Becher können zwar praktisch sein, belasten die Umwelt aber immens. Im Mai 2018 führte das Studierendenwerk einen Aufpreis von 25 Cent auf Pappbecher ein. Dieser erste Schritt, der Flut von Einwegbechern entgegenzusteuern, zeigte große Wirkung: bis zum Jahresende wurden 400.000 Einwegbecher weniger verwendet als 2017. Das Studierendenwerk reduzierte auch den Lebensmittelabfall in der Hochschulgastronomie mit Erfolg: Die Mengenplanung sieht vor, dass bis zum Betriebsschluss nur ein Fleisch- und ein fleischloses Gericht angeboten werden müssen, alle anderen Gerichte dürfen ausgehen. Durch diesen Ansatz ist zwar gegen Ende der Essensausgabe nicht immer die volle Auswahl vorhanden, es werden aber konsequent Lebensmittel eingespart. Zudem führt die Selbstbedienung an den Ausgabetheken, die nach und nach in den Betriebsstellen eingeführt wird, dazu, dass sich jeder Gast nur so viel Essen nimmt, wie er essen kann und es bleibt weniger auf dem Teller zurück. In der Mensa Leopoldstraße etwa konnte durch die Einführung der Selbstbedienung der Lebensmittelmüll um zwei Abfalltonnen pro Tag reduziert werden.
Mittlerweile tragen auch die Projekte StuCup, ein Mehrwegbechersystem für Heißgetränke, sowie die StuBowl, eine Mehrwegschale für Essen zum Mitnehmen, erheblich dazu bei, Müll im Rahmen der zu Hochschulgastronomie vermeiden. Die To-Go-Schale ist leicht, bruchfest und auslaufsicher. Sie wird energiesparend und ohne Weichmacher aus recyceltem Kunststoffgranulat hergestellt und funktioniert durch einen Barcode an der Unterseite mit allen Wiegekassen in allen Betrieben des Studierendenwerks München Oberbayern.
Studentisches Wohnen
Alternative Energiequellen nutzen
Bei den derzeit mehr als 20 laufenden Bauprojekten des Studierendenwerks München Oberbayern gehört der Nachhaltigkeitsgedanke bei der Planung wie selbstverständlich dazu. Energiesparende LED-Beleuchtungen werden bevorzugt eingesetzt, wo möglich wird auch selbst Energie erzeugt: Vereinzelt sind Solaranlagen im Einsatz, die die Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung nutzen. Auch bei der Stromgewinnung hilft die Sonne über Photovoltaikanlagen. In der Wohnanlage Biedersteinstraße zum Beispiel wurde durch das Studierendenwerk ein Blockheizkraftwerk eingebaut – eine innovative Lösung für die gleichzeitige Gewinnung von Wärme und Strom.
Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen
Ein Beispiel für nachhaltigen Bau ist die Kindertagesstätte „Studentenflöhe“ in Rosenheim. 2013 wurde hier eine Erweiterung des Hauses in Holz-Massivbau umgesetzt. Auch beim Bauvorhaben in der Schwere-Reiter-Straße in München-Schwabing ist der nachwachsende Rohstoff Holz das wesentliche Element: Der Entwurf sieht zwei Türme vor, die als Holzbau realisiert werden. Der westliche Turm ist mit fünf Geschossen und der östliche Turm mit acht Geschossen geplant – damit wird das derzeit größte Holzhaus Münchens entstehen.
Forschungsprojekt – 3 Häuser, 3 Bauweisen
Auf dem Garchinger Campus baut das Studierendenwerk in Verbindung mit einem Forschungsprojekt der TU München die „Forschungshäuser Garching“. Die drei Häuser, die mindestens 120 neue Wohnplätze bieten werden, sind Gebäude gleicher Geometrie und Größe mit gleicher Lage und Ausrichtung, jedoch aus unterschiedlichen Materialien: ein Haus aus Leichtbeton ohne Stahl, eins aus dem nachwachsenden Baustoff Holz und eins aus hochwärmedämmendem Mauerwerk. Über mehrere Jahre hinweg werden alle Arten von systematischen Erfassungen vorgenommen, zum Beispiel die Auswirkung der unterschiedlichen Baustoffe auf die Energiekosten. Ziel ist, die Komplexität im Bauwesen zu reduzieren, nachhaltige Konstruktionen zu entwickeln und robuste Haustechnikkonzepte umzusetzen.